El Gringo (2023-1)

Nachdem man schon einen Tabellenplatz vorgerückt ist, freut man sich bei den Juniors, dass es trotz einer demütigenden Heimniederlage und eies Unentschiedens zu ein paar Punkten gereicht hat. Normalerweise feiert a.s. solche Demütigungen nicht, aber nachdem der Karneval noch ordentlich in den Knochen steckt und man ohnehin in der Vergangenheit gut abgeschossen wurde, setzt man sich nun ander Ziele. Kleine Erfolge feiern und schon wieder bei der nächsten Runde Freibier über den Sonntag Abend sinieren. Man wartet gespannt, ob die Mannen aus Sarsfield wohl diesmal antreten werden, oder ob sie den Flieger zurück nach Argentinien verpasst haben und so leider erneut verhindert sind. Auswärts rechnet man sich keine guten Chancen aus, aber natürlich macht die Vierlaune Hoffnung.

"Karl der Käfer wurde nicht geweckt, man hatte ihn einfach mit Teer bedeckt." Wer erinnert sich nicht an diesen frühen Gassenhauer aus den 80er Jahren, als man noch nicht mit den Begriffen ESG, Nachhaltigkeit, CO2-Bilanz und Greenwashing gequält wurde. Eine argentinische Umweltschutzorganisation hat bei NOB-Coach Dimitry Utschkov angefragt, ob er nicht als Botschafter für alternative Mobilität fungieren wolle. Schließlich ist der bekennende Bonanzaradfahrer oft mit seinem Gefährt auf den Straßen von Rosario anzutreffen. Allerdings sieht sich Utschkov für diese Rolle leider nicht in der Lage: "Würde viel lieber mit stinkendes Maserati fahren zu Training, aber lausige Gehalt nicht einmal reichen für halbes Tankfüllung. Da Ihr mal lieber suchen in Hauptstadt nach geeignetes Kandidat für Kampagne. River Plate sich doch schon anhören nach Tretbootverleih. Da Ihr bestimmt sein an richtiges Adresse."

Mit dem bisherigen Abschneiden seiner Mannschaft kann Trainer Sir Bataan durchaus zufrieden sein. Nach Abschluss der Hinrunde findet sich der Aufsteiger CA Belgrano auf Platz neun der Tabelle wieder. Gegen diesen Tabellenplatz hätte am Saisonende wahrscheinlich niemand etwas einzuwenden. Auch wenn zwischen CA Belgrano und dem ersten Abstiegsplatz aktuell vier Punkte liegen, dürfen sich die Spieler davon nicht blenden lassen. Es wird noch eine verdammt schwere Rückrunde, in der alle bis zum letzten Spiel hochkonzentriert sein und alles in die Waagschale werfen müssen. Ob die Spieler die Ansage des Trainers verstanden haben, wird sich schon heute Abend zeigen, denn zum Auftakt der Rückrunde stehen neben dem Heimspiel gegen den Tabellennachbarn CA San Lorenzo de Almagro gleich zwei schwere Auswärtsspiele an.

Centro Juventud Antoniana scheint auch diese Saison um einen internationalen Startplatz spielen zu können. Mit 23 Punkten und Platz 3 in der Liga Profesional steht man insgesamt gut da. Ein Blick auf die Heim- und Auswärtsbilanz zeigt, dass die Mannschaft von Trainer Christian J. Schmidt bisher kein Spiel zuhause verloren hat, wenngleich die beiden Unentschieden schmerzen. Auswärts steht man mit zwei Siegen als bestes Team da. Also könnte es in Grunde so weiter gehen. Doch aufgepasst, die Konkurrenz schläft nicht. Alle Mannschaften bis einschließlich Platz 10 haben noch gute Chancen, sich einen internationalen Startplatz zu sichern. Der Vorsprung von Centro Juventud Antoniana auf Platz 10 beträgt lediglich fünf Zähler, kein Vorsprung, auf den man sich ausruhen kann.

"Lieber Tadores als Liga Professional", brüllte NOB-Coach Dimitry Utschkov in die Nacht, nachdem sein Team erstmals einen Titel erringen konnte. Und es war nicht irgendein lumpiger Pokal, sondern die erstmals ausgetragene kontinentale Premiumtrophäe, die der Club aus Rosario erringen konnte. Ein wunderbarer Tag für Spieler und Trainer, der in der Stadt kräftig mit Freibier und der Happy Hour im Club Esmeralda gefeiert wurde. Kein Samba also in Brasilien, die Argentinier hatten dem großen Nachbarn einmal mehr den fetten Köder vom Haken geschnappt. Für Onkel Dimitry natürlich der größte Erfolg seiner Karriere, noch knapp vor dem Gewinn des traditionellen Bortschtsch-Wettessens in Ulan-Ude und der Einladung zu einem Betriebsausflug mit den Vertrieblern der ERGO-Versicherung. Jedenfalls war es ein guter Moment, um einmal innezuhalten und sich die Sorgen von den Mitarbeiterinnen von Esmeralda wegblasen zu lassen. Die schlechten Zeiten würden schon früh genug wieder an die Tür klopfen.

Nachdem der argentinische Ligaleiter höchstpersönlich angerufen hat, konnte man das Angebot von 820 Litern Freibier bei den nicht ablehnen und der so neu gewonnene Trainer wird mit den Juniors nun erstmal eine ordentliche Sauforgie veranstalten, denn natürlich darf man die Mannschaft nun erst einmal motivieren, um irgendwie Motivation zu schöpfen, den Tabellenkeller widder verlassen zu wollen...
Mal sehen, ob sich die Argentinos Juniors damit wirklich so eine Freude machen, nun einen neuen Trainer einzustellen. Wir winken euch allen da oben aus dem Keller fröhlich zu und hoffen, nun die Tabelle nun noch einmal kräftig durchschritten zu können. Natürlich freut sich a.s. Hier auf alte Bekannte zu treffen und laden Onkel Dimi natürlich auch herzlich ein zur Party. Er kann gerne seine ganzen Freunde mitbringen (außer die Grünen Engel aus dem Balkan ;))

Durch zwei hart erkämpfte Heimsiege konnte der Aufsteiger CA Belgrano die rote Laterne am vergangenen Sonntag an CA Independiente weiterreichen und sich auf Platz zehn der Tabelle verbessern. Auch wenn dies ein Schritt in die richtige Richtung war, muss der Aufsteiger weiterhin hellwach sein. Von Entspannung kann also keine Rede sein. Der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz beträgt nur drei Punkte, die Mannschaft von Trainer Sir Bataan steckt also weiterhin tief im Abstiegskampf. Um im Kampf um den Klassenerhalt bestehen zu können, muss vor allem die Abwehrarbeit deutlich verbessert werden. Nach wie vor weist der Aufsteiger die mit Abstand schlechteste Defensive auf (aktuell 22 Gegentreffer, Anm. der Red.). Am vergangenen Sonntag mussten trotz zweier Heimspiele erneut fünf Gegentore hingenommen werden.

Wie üblich hockte NOB-Coach Dimitry Utschkov an seinem kleinen Küchentisch mit Wachstischdecke und informierte sich in der Bild-Zeitung über das Weltgeschehen. Es ging bekanntlich nichts über eine ausgewogene und sachliche Berichterstattung zu politischen und sonstigen Themen. Ehrlicherweise muss man allerdings festhalten, dass sich der Übungsleiter normalerweise auf den Sportteil (und die letzte Seite) fokussiert und den Rest der Postille für sonstige Zwecke auf der Toilette nutzt. Am heutigen Morgen stutzte der Russe allerdings, als er folgende Schlagzeile las: Chiemgauer Alpen: Wanderer (70) stürzt 80 Meter tief... und überlebt! Glück für Oppa also, aber für Onkel Dimitry stellte sich als Stastistikfreund eine ganz andere Frage: "Wo sein eigentlich die Chance für Überleben höhen? Wenn 70-jähriges Wanderer stürzen 80 Meter tief, oder wenn 80 Jahre altes Rentner fallen nur 70 Meter nach unten? Das mich würde sehr interessieren. Vielleicht mal können sich machen Harvard-Universität einiges Gedanken dazu."

Stolz schwenkte NOB-Coach Dimitry Utschkov sie in der Luft: Die VIP-Kundenkarte von Don Churrasco mit dem 15%-Rabatt auf alle Speisen mit Geflügel und Rindfleisch. Hart erarbeitet hatte sie sich der russische Lebemann, der bekanntlich in vielerlei Hinsicht dem Fleisch nicht sonderlich abgeneigt ist. Ein kleiner Nachteil war allerdings, dass Don Churrasco zum Jahreswechsel angesichts der hohen Inflation in Argentinien die Bierpreise mächtig angezogen hatte. Das war natürlich ein handfester Skandal, denn schließlich hatte Onkel Dimitry naiverweise nur ein fixes Festgehalt für seinen Anstellungsvertrag mit den Newell's Old Boys vereinbart. Leider würden nun also trotz des üppigen Rabattes die Besuche beim Don Churrasco zu einer großen Ausnahme werden. Bei der aktuellen Gehaltslage wird man das Bonanzrad des Trainers wohl zukünftig eher vor Don Döner oder vor Don Kiosko sichten.

Der Frust nach der neuerlichen Heimniederlage (der zweiten im dritten Heimspiel) war bei CA Belgrano und Trainer Sir Bataan schon recht hoch. Eigentlich sollte im heimischen Stadion der Grundstein für den Klassenerhalt gelegt werden, davon ist die Mannschaft derzeit jedoch meilenweit entfernt. Insbesondere die Abwehr zeigt sich extrem löchrig und stellt mit bislang 17 Gegentoren die schlechteste Defensive der Liga (davon kassierte die Mannschaft allein neun in den Heimspielen). Zum Glück konnte der Aufsteiger am vergangenen Sonntag zumindest auswärts drei Punkte holen, ansonsten würde es richtig schlecht um den Aufsteiger stehen. Aber auch so sieht es derzeit nicht gut aus, denn aktuell findet sich die Mannschaft von CA Belgrano am Tabellenende wieder. Das einzig Gute daran ist, dass es nicht weiter nach unten gehen kann.